Ahnenforschung im
Oldenburger Münsterland
IV. |
Die Namen der Höfe |
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(Seite 10 im Buch) | ||
Wie schon angedeutet ist, sind die Namen der Höfe erst im Laufe der Jahrhunderte aufgekommen. Als Gattungsnamen findet man in lateinischen Urkunden euria, eurtis und villa für große Höfe, mansus und domus für einen gewöhnlichen Hof, casa oder caseta für einen Kotten. Die Sitte, die Stelle nach dem Hause zu benennen, beweist, daß der Acker ursprünglich noch wenig Wert hatte, die Wohnung mehr galt. In niederdeutschen Urkunden nannte man den Hof wohl Wehre, weil Haus, Hof und Grund mit einem Walle umgeben war, und da der Bauer an seinem Hof und Grund und Boden wie angewurzelt war und sein Besitztum nicht verkaufen konnte, so hieß er Wehrfester, werevester, glebae adscriptus, der auf seiner Wehr fest war. Eine andere Benennung der Bauernstellen war Erve, Erbe, weil die Stellen in der Familie vom Vater auf den Sohn forterbten. Diese Benennung erhielt sich am längsten und war so allgemein in Gebrauch, daß die Größe und Berechtigung der Stellen in der Mark nach derselben zu gehelen, halben u. s. w. Erben bestimmt und benannt wurden. Für den Besitzer des Erbes kam erst in verhältnismäßig später Zeit die von Münster nach dem Niederstift verpflanzte Benennung "Zeller" auf. Dieses Wort ist abzuleiten von dem niederdeutschen telen, das in urspünglichem Sinne erzeugen, fortpflanzen, in weiterem Sinne durch Bewirtschaftung hervorbringen bedeutet. So finden wir in niederdeutschen Urkunden die Bezeichnung: Johann und syn wyf, de dat erve telet und bowet. Teler, woraus das hochdeutsche Zeller entstanden ist, ist somit derjenige, der das Geschlecht fortpflanzt, in weiterem Sinne derjenige, der den Hof bewirtschaftet. Im Diepholzschen und Osnabrückschen kennt man diese Bezeichnung nicht; in letzterem Gebiet hat man den Namen Kolon, in ersterem den Namen Meier. |
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Die Eigennamen der Höfe (n. proporia) sind nicht so alt, als man wohl früher angenommen hat. Wenn Namen jetziger Höfe in mittelalterlichen Urkunden sich finden, so sind diese nicht Hofnamen, sondern Ortsnamen, Bezeichnungen des Bezirks, in dem der Hof lag, und dessen Namen er später angenommen hat, so die Hofnamen Rüschendorf, Middendorf, Nordlohne, Kalvelage, Zerhusen, Espelage, Nietfeld. Einige Hofnamen haben sich in der Form, wie sie jetzt vorhanden sind, erst in den letzten Jahrhunderten festgesetzt. Es sei hier nur hingewiesen auf den Namen Römann, 1545 Regemann, 1593 Rüggemann, 1618 Rugmann, 1663 Reumann. Aus den mittelalterlichen Kadernap wurde Karrap, jetzt Krapp; aus Akouwe-Eckhof ist Aka geworden. Manche haben im Laufe der Zeit solche Wandlungen durchgemacht, daß sich ihre ursprüngliche Bedeutung mit Sicherheit nicht mehr feststellen läßt. Das meiste Interesse erregen in geschichtlicher Beziehung diejenigen Namen, welche der Örtlichkeit entlehnt sind und uns noch ein Bild von der früheren Beschaffenheit unserer Heimat geben, sowie von der Art und Weise, in welcher unsere Vorfahren nach ihrer Ansiedelung an Sümpfen und Flüssen und in Wäldern den Boden allmählich für die Kultur gewonnen haben. Viele Namen deuten auf Wald hin, wie Wahlde, Kokenwahlde, Höltermann, Holthaus, Buschmann, Büschelmann, Büscherhoff, Rüdebusch, Braegelmann (Braegel = ein von Sumpf umgebenes Gehölz), Hardinghaus (Hard = eine bewaldete Anhöhe), Strunk, Struckhoff (Strunk = Gesträuch), Stuke, Stukenberg (Stuke = Wurzelend des abgehauenen Holzes), Stüve, Stüvemühle (Stühe = aus abgehauenem Holze wieder ausgelaufenes Gestrüpp); in einigen Namen ist auch die Holzgattung angegeben, wie Bokern (Bokhorna), Bockhorst, Bökmann von Buche, Aschern (Aschehorn) von asc = Esche, ferner Barkhoff, Dannemann, Ellerbrock, Hülsmann (von Hülse = Stechpalme), Pöppelmann, Bramlage (Brahm = Ginster), Wichelmann und Wilgen (Wilge = Weidenbaum). Wald zeigen auch die vielen mit Horst zusammengesetzten Namen an. Horst ist "eine von Morast umgebene erhöhte Stelle, gewöhnlich dünn mit Holz besetzt". Auffallend zahlreich finden sich Hofnamen mit Horst in der Gemeinde Dinklage, wie Bornhorst, Bockhorst, Seelhorst, Kohorst, Rakhorst, Burhorst, Hörstmann. Auf quelligen, niedrigen Boden deuten Verbindungen mit Born hin; wie Bornhorn, Purnhagen (Bornhagen), Bornhorst; auf Ansiedelungen an stehenden Wassern und Sümpfen Ollendiek, Diekmann, tom Diek, Dieker, Diekhaus, Pohlmann, Püttmann, Kuhlmann, Kühling, Tangemann, Ihorst; auf Ansiedelungen an fließendem Wasser Aumann, Harpenau (Harpenahe), Beckmann, Bexadde; Hödebeck, Angelbeck, Fortmann, (Furt = Durchfahrt durch das Wasser), Witteriede, Exeriede (Riede = Bach), Rönnebeck (Rönne = Rinne). Einige Namen sind entlehnt von den in sumpfigem Boden wachsenden Pflanzen, wie Pungenhorst, Rethmann (Reet = Schilfgras), Rüschendorf (Rüsche = Binse), Seggewisch, Sextro (Seggestroh) von Segge = Schilfgras. Auf Ansiedelungen am Moor zeigen Namen wie Moormann, Beimoor, Vormoor, Uptmoor, Dusse (Dusse = weißes, leichts Moor); auf Ansiedlungen auf Heidegrund Heidmann, Hedemann, Heidlage, Auf der Heide. Einer späteren Zeit, wo die Kultur schon weiter vorgeschritten war, gehören Verbindungen mit Kamp, Esch, Wörde und Feld an, wie Honkamp, Hanenkamp, Holzenkamp, Haskamp, Escherhaus, Eschhoffmann, Linesch, Wördemann (Wörmann), Feldmann, Feldhaus. Viele dieser von Örtlichkeiten entlehnten Namen waren mannigfachen Veränderungen unterworfen, bis sie sich zu der jetzigen Form entwickelten. So war Rethmann im 16. Jahrhundert tor Rede, Hedemann tor Heide, Buschmann tom Busch, Diekmann tom diek. Bei einigen Namen hat sich das to erhalten, so in torbeck. In Brägel haben alle drei Höfe noch den Namen to Braegel bzw. zum Braegel. |
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In verhältnismäßig wenigen Namen sidn Tiernamen enthalten, wie Hinxlage, Pagenstert (Page = Pferd), Kohorst, Kohake, Calveslage, Schweinefuß, Gosekuhle, Barhorst, Kreienborg, Nackhorst. Viele Höfe verdanken ihren Namen einer besonders charakteristischen Lage in der Bauerschaft oder nach der Himmelsgegend. Zur ersteren Art gehören Namen wie Heckmann, Hakmann, Stegemann, Brüggemann, Kreutzmann, Kamphake, Rolf by der Hake, Middendorf, Middelbeck, Middelkamp, Averbeck, Landwehr, Wehrmann, Averdam, Dammann, Röthepohl, Vogelpohl, Bergmann, Högemann, Knapke, Timphus, Timpermann, Endemann, Aka (= Eckhof), Brinhoff, Brinkmann, Brinhoffmann, Brinkhünefeld, Wehebrink (Brink = Rand), Ording, Ortmann, Auf dem Orde (Ort = Winkel, Ecke), Hellmann, Hillmann, Hellbusch (helle = abschüssige niedrige Fläche), Auf der Kuhlen, Kuhlmann, Beim Steine, Steinemann, Sundermann (ein von den übrigen abgesonderter Hof). Nach der Himmelsgegend benannte Hofnamen sind Austing (Osting), Ostmann, Osterhoff, Ostendorf, Osterhus, Nordmann, Nordhaus, Nording, Zerhusen (Süderhausen), Suing, Suding, Surmann, Süttmann, Sierhaus, Südkamp, Westerhoff, Westerkamp, Wenstrup, Einigen Höfen gab eine mit ihnen verbundene besondere Eigenschaft den Namen, so der Name Meyer mit den zahlreichen Verbindungen wie Overmeyer, Mählmeyer, Strothmeyer, Westermeyer, Hülsemeyer, Wesselmeyer, Langemeyer, Berndmeyer, Borchertmeyer, Abelmeyer, Bröringmeyer, Küstermeyer, ferner Schulte, Bowing (Bote), These (Tegethusen = Zehnthof)), Holtvogt, vogt, Frye, Frilling (Freibankgut). Den Namen Witte, Schwarte (Schwerter), Grote, Kleene, Lange, Kruse, Rasche, Grimme, Griese, Plump, Scheele, Rohde, Grabber, Ruwe, Schöne, Gier, Grave, Budde, Speckbuk, liegt eine persönliche eigentümlichkeit eines Wehrfesters (Körperliche Eigenschaften, Tugenden und Fehler) zugrunde. Anfangs stand vor diesen Namen der plattdeutsche Artikel "de", sie de Schwarte, de Grote, der mit der Zeit weggelassen ist. |
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Viele Benennungen sind offenbar durch ganz zufällige Begebenheiten, die wir nicht mehr kennen, veranlaßt worden; so die Namen Sommer, Cardinal (Carnal), König, Herzog, Mönnich, Rabe, Voß, Freese, Wiener, Gudenkauf, Pepersack, Pundjack, Klövekorn, Vogelsang, Wittrock, Klefuß, Schild. Gottbehöde in Bergfeine heißt 1449 Hermann dat dy god behode. Handwerk und Gewerbe haben dann auch einer Anzahl von Höfen den Namen gegeben. Solche Namen sind Hölscher (Holzschuher), Schmedes, Schomaker, Bödeker (Küser), Schroeder, Schroer (Schneider), Scheper, Seeger, Becker, Decker, Strohschnieder, Metzmaker, Krebsfänger, Steinhauer, Baumann, Brauer, Kröger, Koch, Kramer, Koopmann, Weber, Müller, Möhlmann, Muhle, Möhlenhoff. Die meisten Hofnamen sind aus Vornamen eines früheren Wehrfesters hervorgegangen; oft liegt eine Koseform zu grunde. So entstanden aus Albertus Albers, Alberding (Olberding), aus Bernhard Bene, Benning, Benedde, Benke, Berding, Behrens, Brand; aus Nicolaus Klaus und Klausing, aus Matthias Thies, thees du Thesing; aus Buchard Busse, Büssing, Bösken; aus Andreas Drees; aus Ludwig (Lüdeke) Lüken, Lücking und Lückmann; aus Gottfried (Gödeke) Götke, Götting, Göcking (Gäcking); aus Diedrich Dierkes, Dierken, Dierking, Deters, Deterding, Deiters, Drühe, Drüding, Tiedke, Tieke, Tidemann (Themann), Thye; aus Ludger Luhr, Luermann, Luers; aus Reinhard Reiners, Reinke und Reinerding; aus Bartholomäus Barthel, Thole, Thöle, Thölking; aus Tobias Thobe, Tebbe, Tebbert, Tepe, Teping, Tapke, Tabe, und Taubke; aus Hermann Herms und Harms; aus Heinrich Hinners und Henke; aus Meinhard Meinerding und Menke; aus Gerhard Gers, Gerke, Gerdes; aus Rudolf Rolfs, Rohling (Rolfing); aus Suitbert Schwietering und Sieverding; aus Casper Jaspers, aus Joducus Jost; aus Vincentius Zensen; aus Bruno Bruns, Brüning, Brämswick (Brunswik); aus Hubertus Hubbermann, Hoppe; aus Johann Johanning, Joans, Jansen; aus Werner Warns, Wernke, Warnke, Warnking; aus Christian Kersing; aus Simon Siemer; aus Everhard Evers; aus Georg Jürgens; aus Eleutherius Ellert, Eilers; aus Wilhelm Wilms, Wilke, Wilking; aus Helmerich (Wilhelm Heinrich) Helmes; aus Liborius Lübbe, Lübbing, Lübbers, Lübke; aus Friedrich Frerking; Alexander Sander, Sandermann; aus Heribert Harbers, Herbes, Herberding; aus Lorenz Renze; aus Lambert Lammers, Lammerding, Lampe, Lamping; aus Rembert Remmers; aus Cosmas Kossen und Kossing; aus Robert Robke; aus Anna Annen; aus Arnold Arens, Arnke; aus Otto Otten; aus Conrad Cordes, Cors; aus Garlich Garling; aus Wessel Wessels, Wesseling; aus Alarich Ahlers, Ahlerding; aus Anton Tönjes; aus Christine Stiene; aus Jacob Jacobs; aus Abel Abeling; aus Peter Peters, Petermann; aus Daniel Neelke usw. |
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Früher war es Sitte, daß ein auf eine Stelle heiratender Mann den Namen der Stelle annahm. Dadurch haben alte Hofnamen Jahrhunderte hindurch sich erhalten. In neuerer Zeit ist das anders geworden, indem der aufheiratende Mann in der Regel seinen Namen beibehält. Der Geschichtsfreund muß das bedauern. Viele alte Hofnamen und damit ein gutes Stück Geschichte gehen mit der Zeit verloren. Deshalb ist es jetzt schon manchmal schwer, die Identität von Höfen mit Sicherheit festzustellen. |
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