Jahrbücher
Oldenburger Münsterland

 

Kommentar von: Franz Bölsker-Schlicht Interne Nr.: 9847-02

 

 
Ritterschaftlicher Adel im geistlichen Fürstentum
 
  Am Beispiel der Familie von Bar untersucht Christian Hoffmann in seiner umfangreichen Dissertation die politische Rolle des Adels im Fürstbistum Osnabrück während des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. In dieser Epoche, in der die Entwicklung des früh neuzeitlichen Territorialstaates in enger Wechselwirkung mit Reformation und Konfessionalisierung die überkommenen ständischen Strukturen überformte, wuchsen dem Adel auch in einem geistlichen Territorium wie Osnabrück neue Funktionen und eine neue gesellschaftlich-politische Stellung zu.  
  Christian Hoffmann hat diesen komplexen und vielschichtigen Entwicklungsprozeß vor dem Hintergrund der allgemeinen historischen Entwicklung im Reich außerordentlich detailliert nachgezeichnet. Hoffmann konnte in seiner Studie das in der Osnabrückischen Geschichtsschreibung von den "klassischen" Landeshistorikern Justus Möser und Johann Carl Bertram Stüve bis hin zu jüngeren Publikationen vorherrschende Bild von einem nur auf Wahrung seiner Standesinteressen bedachten aber am Gemeinwohl kaum interessierten Stiftsadel korrigieren und überdies nachweisen, daß es nicht vor dem 16. Jahrhundert zu einer "korporativen Ausformung" eines adeligen Landstandes im Fürstbistum Osnabrück gekommen ist. So wichtig diese Ergebnisse im einzelnen für die Osnabrückische Geschichtsschreibung sein mögen, so liegt der Wert der Studie für die überregionale Landesgeschichte darin, daß Hoffmann für ein mittelgroßes geistliches Territorium Entwicklungen dargestellt hat, die sich in ähnlicher Form auch in anderen Fürstbistümern zumindest des westfälisch-niedersächsischen Raumes vollzogen haben. Daß er sie am Beispiel einer bestimmten Adelsfamilie skizziert hat, verleiht seiner Studie ein hohes Maß an Anschaulichkeit und Konkretheit. So vermag er auch die vielfältigen personellen und institutionellen Verflechtungen des Osnabrücker Stiftsadels mit den übrigen westfälischen und niedersächsischen Territorien im einzelnen sichtbar zu machen.  
  Die Untersuchung Hoffmanns muß als ein außerordentlich bedeutsamer Beitrag nicht nur zur osnabrückischen, sondern darüber hinaus zur frühneuzeitlichen deutschen Landesgeschichte überhaupt gelten.  

 

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Stand: 06. März 2009