Jahrbücher
Oldenburger Münsterland
Kommentar von: | Franz Hellbernd | Interne Nr.: | 9645-05 |
6 1/2 Jahre hinter Stacheldraht |
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Franz Sieve, Lüsche, geboren am 17.12.1924, schreibt im Vorwort: "Ich kam am 16. August 1943,...., 150 Kilometer vor Moskau,...., morgens um 6 Uhr; in russische Kriegsgefangenschaft und kehrte am 24. Dezember 1949, Heiligabend, nach zirka 6 1/2 Jahren heim. Diese 6 1/2 Jahre habe ich niedergeschrieben in diesem Buch und berichte darin über meine Erlebnisse während dieser Zeit, die man manchmal nicht für möglich hält. Doch es sind wahre Tatsachen, die ich selbst erlebt habe. - Von 1943 bis 1950 war ich in Rußland in 25 Lagern.... und dann in mehreren Auffanglagern oder Zwischenlagern für 2 - 6 Tage Aufenthalt von Mittel-Rußland über Moskau fast bis zum Ural, dann Richtung Süden. Stalingrad, Kaukasus, Türkische Grenze, ja bis direkt ans Schwarze Meer. Wir fuhren in den 7 Jahren kreuz und quer durch Rußland und saßen während dieser Zeit zirka 150 bis 160 Tage in Viehwaggons, dreckig, speckig, immer ohne Licht und ohne Fenster im Dunkeln, nur manchmal hatten wir eine kleine Luftklappe. Doch wir wurden immer begleitet von Wanzen, Flöhen und Läusen, und wir waren immer zwischen 30 - 50 Mann in einem Waggon, ja manchmal sogar bis zu 60 Mann mit Kranken, Toten und Halbtoten ohne Toiletten und Wasser; geschweige denn mit Verpflegung. Nur der Hunger war unser steter Begleiter. Aber das kann wohl keiner, der dieses Buch liest, begreifen. Zwar haben viele vielleicht schon mal 2 oder 3 Tage Hunger gehabt, aber 7 Jahre nur halb oder zu einem Drittel satt zu sein, das kann keiner begreifen. Der Hunger trieb uns oft zur Verzweiflung und zur Gleichgültigkeit, so daß wir gar nicht darüber nachdachten, wo wir waren und daß wir nach Hause wollten. Und dann brach es doch plötzlich herein. Uns rollten die Tränen über die Backen. Einem wie dem anderen, ja, wie kleinen Kindern, und keiner sagte ein Wort. Niemand wird es glauben oder glauben können, und doch ist es die Wahrheit, und man muß sagen, ein Mensch kann viel ertragen, bevor er stirbt." | ||
Und dann berichtet er über seine Erlebnisse in schlichter, ehrlicher und jedem verständlicher Sprache. In den heutigen Jahrzehnten der Entspannung und in dem Bemühen, einander näher zu kommen, erschüttert dieses Buch und zeigt eindringlich, wohin Krieg und seine furchtbaren Folgen führen. |
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