Jahrbücher
Oldenburger Münsterland
Kommentar von: | Peter Sieve | Interne Nr.: | 9645-01 |
Die Lehnregister der Bischöfe von Münster bis 1379 |
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In den Kirchspielen der münsterschen Ämter Vechta und Cloppenburg waren bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zahlreiche Hofstellen, Dorf- und Hofzehnten sowie sonstige Güter landesherrliche Lehen. Diese wurden vom Fürstbischof an zumeist adelige Lehnsmannen vergeben, wobei die Lehnsmannen seit dem Mittelalter Erbansprüche auf ihre Lehen besaßen. Die Lehen mußten jeweils nach dem Tod des Lehnsherrn wie auch nach dem Tod des Lehnsmanns gegen eine Gebühr zurückgewonnen werden. Seit dem 14. Jahrhundert wurden im Fürstbistum Münster; dem Beispiel anderer Territorien folgend, Register über die landesherrlichen Lehen angelegt, die für die historische Forschung heute eine erstrangige Quelle darstellen, da sie nicht nur reichhaltige Angaben über die adeligen Familien der Lehnsmannen, sondern zumeist auch die frühesten Nachrichten über die verlehnten Hofstellen enthalten. | ||
Während die ältesten Lehnregister der Grafen von Oldenburg bereits 1893 durch Hermann Oncken, die Lehnbücher der Bischöfe von Osnabrück 1932 durch Hermann Rothert herausgegeben wurden, fehlte bislang eine Edition der ältesten münsterschen Lehnregister. Diese Lücke ist nun durch die anzuzeigende Neuveröffentlichung geschlossen worden. | ||
Die Edition enthält fünf verschiedene Register, von denen die vier ältesten den Raum des heutigen Südoldenburg und des benachbarten Diepholz betreffen. Dabei handelt es sich um ein etwa 1300 angelegtes Verzeichnis der münsterschen Lehen in der Herrschaft Vechta, um ein vor 1328 entstandenes Register der tecklenburgischen Lehen im Amt Cloppenburg und schließlich um zwei etwa 1360 aufgezeichnete Listen der münsterschen Lehen in den Herrschaften Vechta und Diepholz. Diese vier Register wurden früher fälschlich ins 15. Jahrhundert datiert, bis Hugo Kemkes, Mitherausgeber der Edition, durch detaillierte Vergleiche der darin vorkommenden Namen mit urkundlichen Belegen die richtige zeitliche Einordnung ermitteln konnte. (Kemkes hat die Ergebnisse seiner Forschungen im "Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland" 1991 erstmals veröffentlicht.) Im Anschluß an die genannten vier Register enthält die Edition das sehr umfangreiche Lehnbuch des münsterschen Bischofs Florenz von Wevelinghofen (1394 - 1379). Die meisten der darin aufgeführten Lehen liegen im Münsterland, viele auch im Emsland und nur einige im Vechtaer Gebiet. | ||
Die Edition zeichnet sich durch eine überaus reichhaltige Kommentierung aus. Bei jeder einzelnen Lehnregister-Eintragung haben die Herausgeber den betreffenden Lehnsmann sowie die Lehen selbst anhand gedruckter Quellen und späterer Lehnregister identifiziert. Für zahlreiche Höfe in Südoldenburg bietet die Edition nunmehr den ältesten urkundlichen Beleg und darüber hinaus weiterführende Angaben, die die Informationen in den Büchern Clemens Pagensterts über Bauernhöfe in den Ämtern Vechta und Cloppenburg wesentlich ergänzen. Das Material wird durch einen 100 Seiten umfassenden Orts- und Personen-Index erschlossen. Eine beigefügte Karte veranschaulicht die Lage der Lehen. | ||
Diese kommentierte Textausgabe der münsterschen Lehnregister des 14. Jahrhunderts wird für jeden, der sich mit der älteren Geschichte des Oldenburger Münsterlandes beschäftigt, fortan zu den unentbehrlichen Standardwerken gehören. |
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