Jahrbücher
Oldenburger Münsterland
Kommentar von: | Werner Raffke | Interne Nr.: | 9544-05 |
Das Rechnen mit Münze, Maß und Gewicht seit Adam Ries |
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Das Heft 21 in der nun erweiterten Reihe "Materialien & Studien zur Alltagsgeschichte und Volkskultur Niedersachsens" erschienene Buch des Bremer Mathematikdidaktikers Prof. Dr. Gerhard Becker ist ein Grundlagenwerk zur Geschichte der Elementar-Mathematik. Es beginnt mit dem Auftreten der ersten gedruckten Rechenbücher (ca. 1500) und endet mit der Einführung des planmäßigen, obligaten Rechenunterrichts in öffentlichen Schulen (ca. 1830). Besondere Beachtung finden hier - veranlaßt durch eine einschlägige Ausstellung im Museumsdorf Cloppenburg - die Entstehung und Ausbreitung dieser Rechenkultur im Nordwesten Deutschlands, unter ländlichen Bedingungen, und zwar dadurch, daß eine Fülle von sog. Einschreibebüchern (von Lernenden verfaßte, handgeschriebene Lehr- und Übungswerke) der Cloppenburger Sammlung einen Einblick in die "Didaktik von unten" her erlauben. | ||
Zu Zeiten des Adam Ries steht der relativ kurze Kampf der "teutschen zal" (d. h. der römischen Zahlenschreibweise) gegen die "weische", neumodische Praxis (d.h. unsere heutigen indisch-arabischen Ziffern) im Vordergrund, begleitet von der viel bedeutsameren und anhaltenden Auseinandersetzung über Methoden der Durchführung der Grundrechenarten: das handgreifliche Rechnen auf den Linien (mit Rechenmarken; Abakus) gegenüber dem schriftlichen Rechnen mit der Feder (in Ziffern und Stellenwertsystemen mit rechentechnischen Raffinessen; Turbo-Effekt der Null). | ||
Die Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten des elementaren Rechnens spiegelt sich wieder in der Fülle der Aufgaben zu Themen wie Bergbau, Metallegierungen, Münzwesen, Wechselkurse, Handel, Tausch, Verlust/Gewinn-Rechnungen, Zinsen und Zinseszins, Gesellschaftsrechnungen, Erbschaften, aber auch Aufgaben der Unterhaltungsmathematik sind schon virulent. | ||
Neben diesen inhaltlichen Aspekten findet man interessante Beiträge zur Entwicklung der Grundrechenarten, zur Sinnhaftigkeit von Proben, Historisches zum Dreisatz nebst Verwandten, Bemerkungen zur Methode des falschen Ansatzes und vieles mehr. | ||
Eine umfangreiche Literaturliste, ein englisches Summarv sowie Verzeichnisse der Stichwörter; Eigen- und Ortsnamen erhöhen noch den Nutzwerk dieses Werkes. Es ist jedem zu empfehlen, der unsere Rechenkultur in ihren historischen Wurzeln kennenlernen will. |
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