Jahrbücher
Oldenburger Münsterland
Kommentar von: | Unbekannt | Interne Nr.: | 9544-04 |
"Heimweh habe ich bis über beide Ohren ..." |
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Lohne und Düsseldorf, Lohne, Paris und Normandie: die Lohner Malerin Luzie Uptmoor ist Zeit ihres Lebens unterwegs zwischen der kleinen südoldenburgischen Stadt, in der sie geboren wurde und den Orten, die sie sich als zusätzliche Wahlheimat erkor. 1899 als Tochter eines Lohner Arztes geboren, nimmt sie ersten Unterricht im Zeichnen bei einer Schwester des Liebfrauenhauses in Vechta. 1927 geht sie nach Düsseldorf, um dort Malerei zu studieren. Sie gehört zum Freundeskreis "Das Junge Rheinland" und ist seit 1928 Mitglied der Rheinischen Sezession. Nach dem Tod ihres Düsseldorfer Lehrers Peter Ludwigs in Gestapohaft kehrt sie für einige Jahre ganz nach Lohne zurück. Anfang der fünfziger Jahre hält sie sich studienhalber in Paris auf. Ab 1955 lebt sie im Wechsel in Lohne und in Paris, später in einem kleinen Ort in der Normandie. | ||
Luzie Uptmoor hat in den fünfundachtzig Jahren ihres Lebens ein umfassendes Werk geschaffen. Landschaften und Stilleben und dann vor allem das Porträt, das ihr eigentliches Metier ist. Ihr frühestes Porträt ist eine Bildniszeichnung Heinrich Klingenbergs, in dessen Atelier sie als Kind ein- und ausgegangen ist. Im Verlauf ihrer Entwicklung läßt sie diesen Ausgangspunkt jedoch weit hinter sich zurück. Auf der Ebene der Empfindung ähnlich intensiv wie Klingenberg geht sie in der Erfassung der persönlichen Psyche sehr viel weiten In ihren Frauen- und Mädchenbildnissen begegnet uns mehr als das jeweilige Porträt. In der verhaltenen Traurigkeit der Dargestellten öffnet sich der Blick in die Ebene kollektiver Erfahrung. Auch stilistisch geht Luzie Uptmoor über Klingenberg hinaus. Zwar bleibt sie allen abstrakten und informellen Neuerungen ihrer Zeit gegenüber resistent. In der Auseinandersetzung mit Paula Modersohn-Becker, Oskar Moll, Max Beckmann und dann in Paris mit Modigliani wird die internationale Entwicklung der Kunst spürbar; die prägend ihren Stil bestimmt. | ||
Mit Aquarellen von einer Südfrankreichreise, Ansichten von Paris und der Normandie, mit Landschaften wie dem Pickerweg bei Lohne, mit einem Erntebild, Heuerhäusern im Moor; mit großen Gruppenbildern wie Bauernmahlzeit und Bäuerliche Diskussion und Figuren im Stil der Paula Modersohn-Becker, die sie als ihr ganz großes Vorbild angesehen hat, mit Ansichten der Burg Dinklage, Burg Hopen, Bilder vom alten Markt in Lohne, Sankt Gertrud, dem alten Römannschen Haus und einer langen Reihe Porträts von Lohner Bürgern und Bürgerinnen, darunter einer Galerie der Bürgermeister von Carl Nieberding bis Helmut Göttke-Krogmann. - In der stilistischen Korrespondenz mit den Malern ihrer Zeit stehend, reflektiert Luzie Uptmoor in der psychischen Erfassung ihrer Dargestellten den Gedanken C.G. Jungs vom kollektiven Bewußtsein und schreibt, ganz nebenbei, in den Sujets ein Stück Regionalgeschichte. Der zur Ausstellung im Industriemuseum Lohne erscheinende und von der 0ldenburger Kunsthistorikerin Ruth Irmgard Dalinghaus erarbeitete Katalog verzeichnet mit 495 Ölgemälden, Zeichnungen und Aquarellen alle bis heute bekannte Arbeiten der Künstlerin. Ein umfassender Text über Leben und Werk der Künstlerin zeichnet anhand des schriftlichen Nachlasses und der Erinnerungen vieler Lehrer; die Entwicklung einer Künstlerin, die vielen bekannt ist, in der Bedeutung ihres Werks bis heute jedoch unbekannt geblieben ist. |
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