Jahrbücher
Oldenburger Münsterland
Kommentar von: | Joachim Kuropka | Interne Nr.: | 9847-05 |
Pater Aurelius Arkenau O.P., 7. Januar 1900 bis 19. Oktober 1991 |
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Man wird sich wundern, daß die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Leipziger Stadtrat eine Schrift über Pater Aurelius Arkenau 0.P. veröffentlicht. Das hat zu tun mit der Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR, die sich zum Teil den Grünen angeschlossen hat, und nun den Geschichtslügen des SED-Regimes entgegentritt, nur Kommunisten hätten Widerstand gegen das NS-Regime geleistet. Ein Ergebnis solcher Bemühungen ist die vorliegende Schrift, die in Auszügen aus verstreuten Beiträgen, Interviews, Zeitzeugen-Berichten, Dokumenten, das Wirken Pater Aurelius Arkenaus unter zwei Diktaturen, der nationalsozialistischen und der kommunistischen, dokumentiert. Zitiert wird recht umfangreich auch aus einer noch unveröffentlichten biographischen Arbeit von Susanne Leschinski, die im Rahmen eines vom Verfasser geleiteten Projekts über Lebensschicksale katholischer Geistlicher erstellt wurde. | ||
Aus all diesen Dokumenten entsteht das eindrucksvoll-bewegende Bild eines Geistlichen, der "vorwiegend außerhalb seiner oldenburgischen Heimat tätig, dennoch ... in seiner Kantigkeit und Frömmigkeit ein Sohn des Oldenburger Münsterlandes" blieb (Leschinski). | ||
Am 7.1.1900 in Essen/Oldb. als Kind einer Landwirtsfamilie geboren, besuchte Arkenau seit 1919 die Ordensschule der Dominikaner in Vechta-Füchtel, bestand 1921 das Abitur, trat in den Dominikaner-Orden ein und wurde 1928 zum Priester geweiht. Pater Arkenau verstarb 1991 und ist in Düsseldorf beerdigt. Aus seiner langen Ordens- und Seelsorgetätigkeit werden in der Dokumentation vor allem das Jahr 1934, die Jahre 1940 bis 45 und 1945/46 beleuchtet. Pater Arkenau wurde 1934 als Seelsorger in Berlin eingesetzt, wo ihm die Augen über den rassistisch-terroristischen Charakter des Regimes aufgingen, das er zunächst als Chance zur national-christlichen Erneuerung Deutschlands gesehen hatte. Seit 1940 in der Pfarrseelsorge in Leipzig tätig, leistete er seinen "kleinen Widerstand", wie er es selbst beschrieben hat, indem er weit über 100 Menschen, Kommunisten, Polen, Juden, Deserteure, Arbeiterpriester, Christen, vor dem Gestapo-Zugriff bewahrte. Die Erfahrungen der Verfolgung, sein hohes Ansehen in Leipzig und seine zupackend-praktische Art führten dazu, daß Pater Arkenau nach der zunächst amerikanischen, dann russischen Besetzung Leipzigs sich in den ersten deutschen provisorischen Ausschüssen und bald bei der Gründung der CDU engagierte. Eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten war ihm kein Problem, sofern er seinen christdemokratischen Standpunkt respektiert und sein Recht zur Kritik gewahrt sah. Doch gerade dies blieb nicht gewährleistet, und Pater Arkenan scheute sich nicht, in aller Öffentlichkeit auszusprechen, das deutsche Volk habe "die braunen Hemden nicht ausgezogen, um sie mit roten Hemden zu vertauschen". Bald wurde nicht etwa Pater Arkenau der politische Boden zu heiß in Leipzig, sondern seinen Ordensoberen, die ihn aus Leipzig nach Westdeutschland abberiefen. | ||
Es ist also eine verdienstvolle und eine lesenswerte Schrift, die durch die Unmittelbarkeit der Zeugnisse - nicht zuletzt der wiedergegebenen Rede Arkenaus über "Demokratie und Christentum" auf der ersten Großkundgebung der CDU, Bezirksverband Leipzig, am 11.11.1945 - ein Stück politischer und allgemeiner Lebenserfahrung spiegelt, das Pater Arkenau so ausgedrückt hat: "Sehr erstaunt hat mich immer das dauernde Nebeneinander, das wechselseitige Sich-Durchringen und oft die seltsame Verwandtschaft von Gut und Böse." |
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