Jahrbücher
Oldenburger Münsterland
Kommentar von: | Heinz Strickmann | Interne Nr.: | 9746-03 |
Die katholische Kirche im Oldenburger Land |
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Im Jahre 1993 ist das dreibändige Werk "Das Bistum Münster" im Verlag Regensberg in Münster erschienen. Herausgegeben hat es Generalvikar Werner Thissen anläßlich des 60. Geburtstages von Bischof Dr. Reinhard Lettmann. Im dritten Band dieses Werkes werden "Die Pfarrgemeinden" vorgestellt, auch diejenigen des zum Bistum Münster gehörenden Offizialatsbezirks Oldenburg. Dieser oldenburgische Teil war von Willi Baumann und Peter Sieve, beide Archivare am Offizialatsarchiv Vechta, bearbeitet worden. | ||
Beide haben zwei Jahre später das hier anzuzeigende Handbuch herausgegeben. Anlaß war auch hier ein Jubiläum: der 25. Jahrestag der Amtseinführung von Weihbischof Dr. Max Georg Freiherr von Twickel als Bischöflicher Offizial in Vechta am 25. Oktober 1995. Baumann und Sieve zeichnen aber nicht nur als Herausgeber dieses Handbuchs, dessen Konzeption und Aufbau sie entworfen haben. Aus ihrer Feder - heute vielleicht treffender: aus ihrem Schreibcomputer - stammt auch der größte Teil der Beiträge. Zugleich ist es ihnen jedoch gelungen, 27 - mit dem Verfasser des Widmungschronogramms (Wolfgang Zapfe) sogar 28 - weitere Autoren zu gewinnen, die - allesamt Fachleute auf ihrem Gebiet - einzelne Kapitel oder Abschnitte geschrieben haben. | ||
Das Werk gliedert sich in zwei Teile. Der erste stellt "Die katholische Kirche im Offlzialatsbezirk Oldenburg" in ihren übergreifenden Zusammenhängen und mit ihren überörtlichen Einrichtungen dar (Seite 1-377). Der zweite Teil beschreibt "Die Dekanate und Kirchengemeinden im Offizialatsbezirk Oldenburg" (Seite 379-674). | ||
Die Geschichte (Kapitel 1) der katholischen Kirche im Offizialatsbezirk von ihren Anfängen bis zur Gegenwart hat Peter Sieve auf knappem Raum (Seite 3-64) in einer Weise zusammengefaßt, die man als meisterlich bezeichnen kann. Es ist ihm gelungen, die rund zwölfhundert Jahre umgreifende Entwicklung höchst sachkundig und detailliert zu schildern, ohne sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren, und mit sicherem Urteil einzuordnen, ohne den Weg nüchtern beschreibender Sachlichkeit in Richtung eifernder Apologetik oder Besserwisserei zu verlassen. | ||
Einen nützlichen Überblick bieten die seiner Darstellung angefügten Listen der Bischöfe von Osnabrück, zu deren Diözese das Niederstift Münster bis 1668 gehörte, bis 1661, der Bischöfe von Münster seit 1650, bei denen allerdings der - vielleicht in ein Computerloch gestürzte - Max Heinrich von Bayern (1683-1688) fehlt (Seite 66), und der Bischöflichen Offiziale in Vechta, von denen mit Ausnahme des ersten (Dr. Franz Joseph Herold) auch Bilder beigegeben sind. | ||
Das Kapitel 2 "Bau- und Kunstdenkmäler", untergliedert in Architektur und Ausstattung, hat Reinhard Karrenbrock zum Verfasser (Seite 71-127). Dieser hatte sich bereits mit dem Kapitel "Aspekte einer Kunstlandschaft" in dem Band "Westfalen in Niedersachsen" (Cloppenburg 1993, Seite 107-329) als vorzüglicher Kenner dieser Materie ausgewiesen. Die reiche Bebilderung seines Beitrags zeigt erfreulicherweise auch zahlreiche Abbildungen von alten Kirchen im Oldenburger Münsterland, die abgebrochen wurden, um neuen zu weichen. |
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"Organisation, Seelsorge, Verwaltung" (Seite 129-165) ist Kapitel 3 überschrieben. Sein Inhalt reicht von Grundsatzfragen, Formen und Bereichen der Seelsorge über die Mitarbeit und -verantwortung der Laien in der Kirche bis hin zum Finanzwesen und wird von verschiedenen Autoren dargeboten. | ||
Im Kapitel 4 "Kirche und Welt" (Seite 167-199), dessen Autoren Peter Waschinski und Karl Josef Lesch sind, geht es um die großen kirchlichen Hilfswerke (Misereor; Adveniat usw.), aber auch um die aus privater Initiative erwachsenen Hilfsprojekte für Kirchengemeinden in anderen Ländern, werden die Öffentlichkeitsarbeit und die Büchereien vorgestellt und die Ökumene ins Blickfeld gerückt. | ||
Das "Caritas und soziale Dienste" überschriebene Kapitel 5 (Seite 201-247) stammt von Willi Baumann und Paul Schneider; die sich auf die Informationshilfe vieler Fachleute aus Einrichtungen dieses Bereichs stützen konnten. Das breite Spektrum reicht von Landes- und den Dekanatscaritasverbänden über die Fachverbände (z. B. Malteser Hilfsdienst, Krankenhäuser; Kindergärten) und Fachbetriebe (z.B. Aussiedlerhilfe, Psychiatrische Dienste), über Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Müttergenesung bis zu Flüchtlingswohnheimen und den zahlreichen Projektpartnerschaften von Gemeinden und kirchlichen Vereinen im Offizialatsbezirk mit Litauen und Weißrußland. Hier wird die Vielfalt der Caritas als Grundvollzug christlichen und kirchlichen Lebens eindrucksvoll sichtbar. | ||
Wiederum mehrere Autoren haben das Kapitel 6 "Bildung und Kultur" bearbeitet (Seite 249-303). Darin geht es um die Schulen in kirchlicher Trägerschaft, die Katholische Fachhochschule Norddeutschland, die Religionslehrerausbildung in Vechta, die Hochschulgemeinden, die Erwachsenenbildung, die Bildungs-, Begegnungs- und Exerzitienhäuser. Auch das Offizialatsarchiv und Einrichtungen zur Pflege der Kirchenmusik werden hier vorgestellt. | ||
In Kapitel 7 "Katholische Verbände und Geistliche Gemeinschaften" (Seite 305-357) beschreiben Willi Baumann und Willi Rolfes die Jugendverbände, Willi Baumann die Erwachsenenverbände, während kirchliche Berufsverbände und geistliche Gemeinschaften von verschiedenen Autoren skizziert werden. Bei den Akademikerverbänden (7.2.15) fehlt hier der "Bund Neudeutschland - Gemeinschaft katholischer Männer und Frauen", der im Offlzialatsbezirk in die Gruppen Oldenburg-Süd, Oldenburg-Nord und Wilhelmshaven gegliedert ist. | ||
Das von Willi Baumann bearbeitete Kapitel 8 "Orden und Kongregationen" (Seite 359-377) bildet den Abschluß des ersten Teils. Darin werden die früher oder noch heute niedergelassenen Gemeinschaften mit Ort und Zeit ihrer Präsenz im Offizialatsbezirk aufgeführt. Die angefügte tabellarische Übersicht zeigt z.B., daß es in den 1940er Jahren (Kriegs- und Nachkriegszeit) zu einer Welle von Neugründungen gekommen ist, die allerdings bis auf ganz wenige inzwischen wieder verschwunden sind. Dies ist eine Konsequenz des starken Rückgangs der geistlichen Berufe, von dem auch das bis vor wenigen Jahrzehnten in dieser Hinsicht sehr fruchtbare Oldenburger Münsterland nicht ausgenommen ist. | ||
Der zweite Teil des Handbuchs ist von den beiden Herausgebern Willi Baumann und Peter Sieve erarbeitet worden. Dabei hat Stefan Decker die Angaben zu den Orgeln, Heinrich Krempel diejenigen zu den Glocken beigesteuert. Nach einem knappen einleitenden Abriß über die Funktion und die Rechtsgestalt der fünf Regionen im Bistum Münster; des Offlzialatsbezirks, der Pfarreien, Kapellengemeinden und Pfarrektorate, schließlich der Dekanate und Pfarrverbände (Seite 381 f) werden zunächst die acht Dekanate im Offizialatsbezirk mit den nötigsten historischen Angaben, einer Dechantenliste und einer Karte vorgestellt (Seite 385-394). Es folgen die 124 Kirchengemeinden in alphabetischer Reihung von Ahlhorn Herz Jesu bis Zetel Herz Jesu (Seite 395-674). In diesen Artikeln findet sich nach Name (gemäß den traditionellen Ortsbezeichnungen), Patrozipium, Katholikenzahl (Stand Dezember 1994) und Postanschrift ein historischer Überblick über die jeweilige Kirchengemeinde und ihre Einrichtungen (z.B. Krankenhäuser; Schulen), insbesondere über die Baugeschichte der Pfarrkirche, ihre Orgel und Glocken. Jede Pfarrkirche - manchmal außerdem größere Kapellen - ist abgebildet. Die schönen Fotografien stammen fast ausnahmslos von Willi Rolfes. Es folgen Angaben zu den Gebäuden (Pfarrhaus, Pfarrheim, Kindergarten, Friedhofskapelle) und zu den kirchlichen Vereinen (meistens mit Gründungsjahr). Den Abschluß bilden eine Liste der (leitenden) Seelsorger; die bei den schon im 18. Jahrhundert bestehenden Gemeinden mit dem Jahr 1613 einsetzen, als die Rekatholisierung im Niederstift Münster begann, und knappe Literaturhinweise. Dieses Kompendium der Pfarrgemeinden, dessen Bebilderung neben den Kirchen auch besonders herausragende und wertvolle Ausstattungsstücke aufweist, ist die Frucht einer durch Umsicht, Sorgfalt und Ausdauer gekennzeichneten "Kärmerarbeit", die hohe Wertschätzung verdient. | ||
Erschlossen wird das Handbuch durch drei Register nach Sachen, Personen und Orten, die ebenfalls von den beiden Herausgebern erarbeitet wurden (Seite 680-749). Neben der tiefgestaffelten Gliederung der Kapitel eröffnen diese Register einen schnellen und verläßlichen Zugang zu dem reichen Inhalt dieses Werkes, dessen Abschluß eine Übersichtskarte über die kirchlichen Grenzen im Offlzialatsbezirk nach dem Stand vom Januar 1995 bildet. | ||
Die Fülle der Verläßlichkeit des Inhalts, die übersichtliche Gliederung, die durchweg gut lesbare Textgestaltung, die vorzügliche Bildausstattung, die buchtechnisch gefällige Aufmachung machen dieses Handbuch zu einem herausragenden Standardwerk, das anderen Kirchenregionen als Vorbild dienen kann. |
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