Jahrbücher
Oldenburger Münsterland

 

Kommentar von: Peter Bokelmann Interne Nr.: 9948-03

 

 
Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Agrarsektors im Landkreis Vechta
 
  Bei diesem Buch, als Band 21 der "Vechtaer Studien zur Angewandten Geographie und Regionalwissenschaft" erschienen, handelt es sich um die leicht veränderte Fassung der Dissertation (Doktorarbeit) der Autorin. Dem Anspruch einer solchen wissenschaftlichen Arbeit entsprechend sind der Aufbau und der Umfang an Daten und Quellen. Das Werk entstand am Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten, Vechta, und wurde von den aus zahlreichen Publikationen bekannten Professoren H.-W. Windhorst und W. Mohn betreut.  
  Ziel der Arbeit ist die Darstellung des komplexen Verbundes aus landwirtschaftlicher Urproduktion und allen vor- und nachgelagerten sowie begleitenden Stufen. Die Problematik besteht darin, den landwirtschaftlichen Anteil der oft branchenübergreifend tätigen gewerblichen, industriellen und dienstleistenden Betriebe herauszufiltern. Auch haben landwirtschaftliche Betriebe oftmals Stufen der Verarbeitung oder Vermarktung integriert, was hier aufgeschlüsselt werden müßte. Zudem soll der strukturelle Wandel des Sektors Berücksichtigung finden. Für diese Aufgabe stand eine sehr indifferente Daten- und Materialgrundlage zur Verfügung. Statistische Angaben zu Arbeitsmarkt, Wertschöpfung und Steueraufkommen aus den unterschiedlichen Bereichen waren oftmals nicht miteinander vergleichbar, Befragungen nicht repräsentativ. Sie konnten nur als einzelne Meinungen wiedergegeben und interpretiert werden, schlossen sich aber einer Gesamtauswertung aus.  
  Im ersten Kapitel - nach der Einleitung - werden die Methoden der berührten Wissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Agrargeographie, dargestellt. Da sie für die Zielsetzung nicht ausreichend erschienen, erstellte die Autorin ein darüber hinaus gehendes "Agrarsektoren-Modell". Anschließend wird die wirtschaftliche Situation des Landreises Vechta beschrieben. Als weitere Grundlage wird auf die heimische Landwirtschaft ausführlich eingegangen. Erläutert werden nicht nur Größenverhältnisse und relevante Betriebszweige, sondern auch die Entwicklung zum agrarischen Intensivgebiet. Parallel dazu erfolgt die Beschreibung der zugeordneten Wirtschaftsbereiche. Anschließend werden Zahlen und Fakten des Agrarsektors im Kreis Vechta zusammengetragen und so ein Bild seiner wirtschaftlichen Bedeutung gezeichnet. Obwohl es sich hierbei aufgrund der eingangs genannten Probleme nur um ein Modell, nicht um eine gesicherte Wiedergabe handeln kann, nennt die Verfasserin so errechnete präzise Zahlen: 18.668 Personen beziehen (1995) ihre Einkünfte aus dem Agrarsektor, das sind 30,4 % aller sogenannten abhängig zivilen Erwerbspersonen im Landkreis Vechta. Die Modellrechnung der Gesamteinkünfte ergibt 589.082.999 DM für 1995. Keine Berücksichtigung findet der indirekte Anteil des Agrarsektors in Vechta, der Teil an der Gesamtwirtschaft, den die Beschäftigten als Konsumenten und Kunden vor Ort haben. Bei den überregional tätigen Betrieben erfolgt keine Trennung nach Anteilen aus der Landwirtschaft innerhalb des Kreises Vechta und außerhalb. Im Folgenden werden die Auswirkungen des Strukturwandels in der Landwirtschaft und in den zugeordneten Wirtschaftsbereichen nebeneinandergestellt. Hier fließen auch die Meinungen aus Befragungen und Gesprächen im Untersuchungsgebiet ein. Auf dieser Grundlage versucht die Verfasserin die Auswirkungen des agrarstrukturellen Wandels auf die Gesamtwirtschaft des Landkreises herauszuarbeiten. Da an diesem Punkt die Probleme der Datenbeschaffung aus allen Bereichen zusammentreffen, leidet die Aussagekraft des Kapitels erheblich. Ergänzt wird es aber wiederum um die Ergebnisse der Interviews. Die Auswirkungen der Schweinepest werden in einem eigenen Kapitel aufbereitet, war doch der Pestzug zwischen 1993 und 1995 einschneidend und mitauslösend für die Wahl des Dissertationsthemas. Im beleuchteten Zeitraum (1980 bis 1995) hat sich der Agrarsektor stark verändert, aber nicht an Bedeutung verloren.  
  Die Blickrichtung der Verfasserin kommt unüberlesbar aus der Mitte der beschriebenen Agrarindustrie. Entsprechend wird der Strukturwandel nicht als Verlust, sondern als Chance gesehen, wird die südoldenburgische Mentalität als Argument angeführt. Der Titel der Studienreihe kündigt dies aber bereits an.  

 

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Stand: 06. März 2009