Jahrbücher
Oldenburger Münsterland

 

Kommentar von: Gert Hafer Interne Nr.: 9847-04

 

 
Hände weg vom Kreis Vechta!
 
  Das schwarz-weiße Umschlagbild mit dem farbigen "Hinweisschild" zieht sich wie ein roter Faden durch das Druckwerk: "Hände weg vom Kreis Vechta!" heißt es gleich in dreifacher Ausfertigung (dreimal ist Oldenburger Recht...), "Der Kampf um den Landkreis Vechta 1965 – 1977" der offizielle Titel. Auf knapp achtzig Seiten hat Professor Dr. Joachim Kuropka den zwölf Jahre währenden Einsatz um den Erhalt dieser Gebietskörperschaft zusammengefaßt. Die Dokumentation ist zwanzig Jahre "danach" ein Nachschlagewerk für alle, die wissen möchten, welche Einsatzbereitschaft und -kraft die politischen Kräfte und die Bevölkerung schlechthin aufgebracht haben, um die im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform drohende Auflösung beziehungsweise den Zusammenschluß mit dem Nachbarn Cloppenburg zu verhindern. Dabei bleibt Vechta weitgehend "unter sich". Das heißt, der Verfasser stützt sich auf (Presse) Material aus den eigenen Reihen, zuvorderst auf die Oldenburgische Volkszeitung.  
  Schlaglichter wie "Jetzt soll Vechta dran glauben", "Wir lassen uns nicht verschaukeln" oder "Uns kann doch nichts passieren" machen deutlich, wie die Stimmung damals war - Kampfbereitschaft, gepaart mit einem gesunden Selbstvertrauen gipfelnd in Zuversicht. Sie wurde letztendlich bestätigt, doch sollte nicht vergessen werden, daß Vechta in Cloppenburg einen starken Verbündeten mit einer gemeinsamen Wurzel hatte: Die CDU als die nach wie vor weitaus stärkste politische Kraft des Oldenburger Münsterlandes. Hinzu kommt, daß die Oldenburger Landkreise einen wietaus größeren Zuschnitt hatten als die meisten übrigen in Niedersachsen, dem in weiten Teilen eine Gebietsreform denkbar gut zu Gesicht stand.  
  Willkommenen Rückenwind erfuhr Vechta durch den Volksentscheid im Jahre 1975: Am 19. Januar machte Oldenburg mit einem überzeugenden Votum deutlich, daß tatsächlich noch etwas von unten nach oben zu bewegen ist: 31 Prozent entschieden sich für eine Wiederherstellung des alten Landes Oldenburg, lediglich 7,8 Prozent für einen Verbleib bei Niedersachsen. Bedarf es angesichts der Bodenständigkeit des "Volkes" und seiner besonderen Verbundenheit zur Partei mit dem "hohen C" noch separater Erwähnung, daß der Landkreis Vechta mit 62.56 Punkten den absoluten Spitzenwert im "Alten Oldenburger Land" erreichte?!  
  Das Werk des Vechtaer Historikers Kuropka ist keine spannende Lektüre, die sich außerhalb des "Verbreitungsgebietes" gut "vekaufen" läßt, soll es wohl auch nicht sein. Ob sie der jungen Generation heute etwas zu sagen hat, ist schwer zu beantworten. Sie ist schnörkellos, aber nicht abstrakt, stützt sich auf Zeitungsausschnitte ebenso wie auf Protokolle aus Kreis- und Landtagssitzungen, würdigt Aktions-Komitee und Abgeordnete ebenso wie den "Mann von der Straße", der demonstrierte und protestierte, weil ihm etwas weggenommen werden sollte, was er nicht einsehen mochte.  
  Wenn Kuropka zusammenfaßt, "daß sich im Kampf um den Landkreis Vechta ein Stück regionaler Identität des Oldenburger Münsterlandes" gezeigt hat, dann trifft dies ganz besonders auch für den Kreuzkampf zu. Und tun sich nicht auch Parallelen zur Bürgerinitiative PRO UNI auf?!  
  Der Heimatbund für das Oldenburger Münsterland versteht sich als "Gralshüter der Vergangenheit als Bewahrer der Gegenwart und als Weichenstellur der Zukunft. Was den in diesem "Reform-Almanach geschilderten Kampf angeht, ist er ein wesentlicher Teil von ihm, Vechta eben, das schon immer eine ganz besondere Rolle spielte. Da aber nur mehrere Teile ein Ganzes ergeben, muß die Darstellung im Zuge der Gebietsreform unvollständig bleiben. Die Vechteraner wird's nicht stören. Und andere wohl auch nicht. Schließlich ist's geschafft, hat die Entwicklung gezeigt, daß durchaus getrennt marschiert und vereint geschlagen werden kann, wohlwissend: Es war schon immer etwas Besonderes, dieses Oldenburger Münsterland!  

 

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Stand: 06. März 2009